Die Geschichte der Schmiede

Die älteste Siedlung der Stadt Schwandorf befindet sich an der Kreuzung Breite Straße, Ettmannsdorfer Straße und Brauhausstraße. Die 210 Meter lange Breite Straße hat ihre größte Breite zwischen den beiden Häusern 18 und 21. Dieser Platz darf als ursprünglicher Schrannenplatz bezeichnet werden. Er entstand lange bevor der heutige Marktplatz zwischen Siedlung und Festung um 1350 errichtet wurde.

Zwischen 1271 und 1285 wurde Schwandorf Markt. Seit dieser Zeit finden auch regelmäßig Märkte statt. Bis ins 20. Jahrhundert diente die Breite Straße als Umschlagplatz vor allem für Rinder, weshalb sie im Volksmund „Saugas“ genannt wurde. Diese Straße war auch für alle Arten von Handel und Gewerbe bestens geeignet. In der Grundstücksnummer 25 befand sich eine Schmiede mit wechselnden Filialen.

1504

Am 14. August 1504 sank die Stadt Schwandorf durch den Brand im Landshuter Erbfolgekrieg in Schutt und Asche. Nur fünf Gebäude überstanden diese Katastrophe. In der Folgezeit wurden zur Abwendung größter Wohnungsnot Holzbauten errichtet oder die Reste der Brandstellen schlecht präpariert.

1573

Die Kiefernholzbalkendecke zwischen Erdgeschoß und 1. Obergeschoss in der Liegenschaft Breite Straße 25 ist auf das Jahr 1573 zu datieren. Da diese Decke ein tragendes Hauptbauteil ist, sollte das Gebäude in seinen heutigen Ausmaßen erhalten werden um diese Zeit gebaut worden. Der Raum in der südöstlichen Ecke des Hauses war ursprünglich mit einem Gewölbe mit einem Kamin in der Mitte bedeckt. In diesem Raum können wir die alte Werkstatt vermuten.

1617

Am 18. Mai 2016 tritt der aus Amberg stammende Kupferschmied Johann Müller mit seiner Braut, der Küfertochter Anna Mayer, vor den Altar in St. Jakob. Erstmals kann das Gebäude diesem Ehepaar eindeutig zugeordnet werden.

1713

Am 20. November 1713 traten Maria Anna Müller und ihr Bräutigam Johann Joachim Tretter vor den Altar. Der Mann stammte aus einer Hufschmiedfamilie in der Regensburger Straße und erlernte wie seine beiden Brüder das Handwerk von seinem Vater. Da nur eine Person das Familienunternehmen übernehmen konnte, musste er sich als mittlerer Sohn eine eigene Existenz aufbauen. Als Lebensunterhalt kaufte er sich eine Schmiedegerechtigkeit, und die Braut brachte das Haus in die Ehe.

Es gab keine separate Gilde für Hufschmiede. Der Beruf galt als Nebenzweig der Schmiede. Es war auch ein profitables Geschäft. Denn damals wie heute muss das Hufeisen alle paar Wochen gewechselt werden. Gründe dafür sind das nachwachsende Horn der Tiere und die Belastung des Eisens. Das Beschlagen war keineswegs auf Pferde beschränkt. Auch Kühe und Ochsen, die als Zug- oder Arbeitstiere dienten, wurden beschlagen. Und für das Geschäft war es nützlich, dass es Viehmärkte vor dem Haus gab.

1727

In der Steuerbeschreibung von 1727 wurde das Anwesen Tretter mit fI 250 bewertet. Das Anwesen wird als Haus mit Schmiederecht beschrieben, dazu Werkstatt, Scheune und Stall, Felder und ein Felsenkeller in der Stadt.

 

1766

Anlässlich der Hochzeit von Franz Josef Metz im Jahr 1766 übertrug seine Mutter lastenfrei das Grundstück Breite Straße 25 und übernahm es. Das Anwesen bestand aus einem Backsteinhaus Nr. 76 mit Stallungen und einer Backsteinscheune sowie Schmiederechten und Feldern.

1816

Am 10. November 1816 durfte er mit seiner Frau Catharina geb. Schmaz, einer Müllerstochter aus Schwandorf, die seltene Goldene Hochzeit feiern. Auch ihre Tochter Anna Barbara hat Geschichte geschrieben. Sie heiratete die Türmer in Schwandorf und brachte als fünftes von sechs Kindern den gemeinsamen Sohn Konrad Maximilian Kunz zur Welt. Der spätere Komponist der bayerischen Staatshymne erlebte im Alter von vier Jahren die Goldene Hochzeit und wird sicherlich des Öfteren im Haus Breite Straße 25 zugegen gewesen sein, als er seine Großeltern und später seinen Onkel besuchte.

1839

Als 1839 eine allgemeine Grundstücksbeschreibung durchgeführt wurde, wurde das Anwesen mit einem Wohnhaus mit Schmiede, Scheune mit Stallungen und Keller, Schuppen, Schweinestall, Hof mit Brunnen beschrieben. Zum Besitz gehörten ein Felsenkeller, ein Teil des Communbräuhauses und 16 Grundstücke im Schwandorfer Flur und weitere in Kronstetten.

1863

Neue Besitzer des Gebäudes sind 1863 die Eheleute Anton und Elisabeth Dormann. Die älteste ihrer Töchter heiratete den Nittenauer Schmiedemeister Heinrich Lanzl. 1875 ging der Besitz an das junge Brautpaar über. 1875-877 Der neue Meister im Haus begann mit der Neugestaltung des Betriebes. Zunächst verkaufte er den Anteil am Kommunbrauhaus an seinen Schwager Anton Forster und stellte damit das Bierbrauen ein. Bereits 1877 kamen die Bauarbeiter, um eine neue Eisenbrücke zu bauen.

1881

1881 erweiterte er die Werkstatt um einen gewölbten Anbau, versetzte die Feuerstelle und ließ eine neue Feuerstelle errichten.

1912-1944

1912 wurde ein neuer Wurfbunker mit Toilette im Hof ​​gebaut. Auch die passende Brücke stand zur Erneuerung an. Im Geschäfts- und Adressbuch von 1913 ist die Anton-Lanzl-Schmiede nur eine von dreien in Schwandorf. Nachdem Anton das Unternehmen durch zwei Kriege und wirtschaftlich schwierige Zeiten geführt hatte, stand 1944 ein weiterer Besitzerwechsel an.

1955

Im Wege der Erbfolge ging das Anwesen an seinen Sohn Peter Anton über. Der Betrieb konnte in seiner alten Form nicht weitergeführt werden. Dem Strukturwandel in Wirtschaft und Landwirtschaft musste Rechnung getragen werden. Da Adressbuch von 1955 zeigt das neue Produktsortiment: Automobile, Auto- und Motorradwerkstätten, Eisenwaren, Fahrräder, Haushalts- und Küchengeräte, Landmaschinen und Schmiedearbeiten.

1965

1965 starb der letzte Schmied in diesem Haus. Das Gebäude ging an eine Erbengemeinschaft. Die Töchter konnten den Betrieb nicht weiterführen. Langsam sank das Anwesen in einen tiefen Schlaf.